Zum sechten Mal hat die AniMesse alle Register gezogen und den Filmpark Babelsberg übernommen. Für Fans von Manga, Anime und japanischer Kultur bedeutete das: Bühnenshows, Workshops, Merchandise und mehr – für einen stolzen Preis.

Jungs in Kleidern und Mädchen mit aufgemalten Bärten – während in Berlin der Christopher Street Day tobt, zeigt sich auch die Stadtgrenze vielseitig und bunt. Vom 21. bis 23. Juli hat die AniMesse den Filmpark Babelsberg regiert. Rund 20.000 Besucherinnen und Besucher konnten sich an diesem Wochenende ihrer Anime-Leidenschaft hingeben und dabei in die Rolle ihrer Lieblingscharaktere schlüpfen.

Sattes Programm zum satten Preis

Für drei Tage hat die AniMesse ihr Programm bis zum Anschlag aufgedreht: Konzerte, Karaoke, zwei Kinos mit non-stop Anime und die Filmpremiere von A Playthrough of a certain Dude’s VRMMO Life, dazu Synchronsprecher von Naruto und anderen Anime oder Games. Wem das nicht reicht, der bekommt noch Workshops, japanisches Essen und Fan-Shops obendrauf. Und zum Abschluss dann noch eine Anime-Party. Der Programmplan hat’s also in sich.

Dafür aber auch der Preis. Abhängig vom Tag mussten Fans zwischen 40 und 55 Euro für eine reguläre Tageskarte blechen. Wer sich sein Ticket schon im Voraus sichern konnte oder eine Ermäßigung hatte, spart natürlich beim Eintritt. Wirklich günstig ist das Ticket trotzdem nicht. Für das gesamte Wochenende liegt der Preis dann zwischen 75 und 80 Euro. Der Nachfrage hat das jedoch nicht geschadet, denn zumindest der Samstag war schon vorab ausverkauft. Hohe Kosten kommen dann noch wahlweise bei den Essensständen oder den Fan-Shops hinzu.

Im Gegenzug waren dafür sämtliche Programmpunkte für Lau. Mit Live-Acts und Gästen aus Japan, wie Silent Möbius Mangaka Kia Asamiya, den Musikern der Anime-Songs von Overlord und RE:Zero Myth & Roid, der IDOL-Group Demo sowie vielen Weiteren gab es einiges zu sehen.

Den größten Minuspunkt gibt es allerdings für die Moderation sowie das Anime-Quiz. Wenn bei der Eröffnungsfeier auf der Hauptbühne der Moderator feststellt: „So… wir haben jetzt noch 35 Minuten übrig“ und seine Kollegin antwortet „Was? Echt jetzt?“, dann kann etwas nicht stimmen.

Wirklich unangenehm ist es allerdings beim Anime-Quiz geworden. Während sich vier freiwillige Kandidatinnen und Kandidaten den wirklich schweren und teilweise unpräzisen Fragen gestellt haben (Beispielfrage aus dem Quiz: Was für ein Manga ist Manga Love Story?“) durfte das Publikum zwei unvorbereiteten Moderatoren zusehen, die offensichtlich keine Berührungspunkte mit dem Inhalt des Quizzes hatten. Ist die Antwort richtig? Das kann das Puplikum entscheiden. So lieblos, wie dieses Quiz vorbereitet wurde, tut der Eintrittspreis dann doch etwas weh. Hier gibt es für die nächste Messe definitiv Verbesserungsbedarf.

Mit Begeisterung ging es dafür in die Workshops. Interessierte konnten abseits des Trubels hilfreiche Zeichentipps bekommen, Katzen oder Fuchsmasken anmalen und verschiedene Trading-Card-Games von Profis lernen.

Tipp: Plant ihr zur nächsten AniMesse zu gehen? Dann checkt unbedingt die Workshops aus! Oft gibt es tolle Sachen zu entdecken und meist auch was zum mitnehmen.

    So lecker kann Japan sein

    Natürlich wissen Anime-Fans was in Japan auf dem Tisch landet. Eine andere Sache ist es, Spezialitäten selbst zu kosten. Auf der Speisekarte gab beispielsweise Takoyaki (Oktopusbällchen), Ramen, Curry und japanischen Cheesecake. Zwar sind die Preise messetypisch hoch gewesen, allerdings haben die Stände mit ihrem anime-typischen Charme stark zur Atmosphäre beigetragen. Hier lag ein Hauch von Japan in der Luft.

     

    Eine ganze Halle zum Shoppen

    Figuren, Plüschtiere und Merchandise aller Art haben bei Anime-Fans einen hohen Stellenwert. Klar, dass Fan-Shops eine eigene Halle füllen. Zum umfangreichen Angebot der Händler zählten neben Manga und Trading-Cards auch Kostüme, Süßigkeiten und besondere Spezialitäten aus Japan, wie etwa japanischer Tee-Likör. Anders als bei der DoKomi oder AniMagic fehlt es hier allerdings an Verlagsständen mit Manga-Angeboten. An einem Flohmarktstand hatten Besucherinnen und Besucher auch die Möglichkeit, ihre eigenen Dinge zum Verkauf anzubieten. Dafür mussten sie lediglich ihre Manga, Spiele oder Figuren mit einem Wunschpreis abgeben.

    Tipp: Viele Stände bieten die gleichen Produkte zu unterschiedlichen Preisen an. Es lohnt sich also mehrere Runden zu drehen und Preise zu vergleichen, bevor ihr zuschlagt.

     

    Zwei Kinos mit non-stop-Anime

    Was wäre die AniMesse ohne Anime? In gleich zwei Kinos konnten Besucherinnen und Besucher sich neuen und alten Anime-Filmen und -Serien hingeben. Gezeigt wurden unter anderem Pompo: The Cinéphile, Summer Ghost und der Start zum Anime-Hit [Oshi No Ko] – [Mein*Star]. Das Besondere an den Filmen: Sie sind erst 2022 und 2023 erschienen und bislang auf keinem deutschen Streaming-Diensten verfügbar. Die Gelegenheit also, in den Genuss dieser Titel zu kommen.

    Das Highlight der Messe sind die Fans

    Bei der AniMesse wird schnell deutlich: Es ist ein Projekt von Fans für Fans. Vieles wird ehrenamtlich gestemmt und über Sponsoren finanziert. Oft sind gute Ideen da, die aber mehr von Leidenschaft getragen werden als von gut finanzierten Produktionen und professionellen Ausstellern. Schlimm ist das aber keinesfalls.

    Mit der Location im Filmpark Babelsberg hebt sich die AniMesse besonders stark von Konkurrenten ab. Das weitläufige Gelände entzerrt die Masse an Besucherinnen und Besuchern und sorgt zudem für frische Luft anstelle stickiger Messehallen. Ein weiterer Vorteil sind die Kulissen und Hintergründe, die sich perfekt für Bilder eignen. Überall hatten Cosplayer die Möglichkeit für Bilder zu posieren. Damit kommen wir auch schon zum eigentlichen Highlight der AniMesse: Die Fans selbst!

    Alle Bühnenshows, Workshops und Gastauftritte der Messe werden überschattet von den spektakulären Kostümen der Besucherinnen und Besucher. Fans aller Genres kommen hier zusammen, treffen aufeinander und lassen sich mit Freude fotografieren. Jeder kann dabei in die Rolle seines liebsten Charakters schlüpfen. Dabei spielt es keine Rolle, ob männlich oder weiblich, alt oder jung. Vorurteilsfrei kann hier jeder die Messe erleben, wie er oder sie möchte. Somit wirkt die AniMesse viel mehr wie ein gewaltiger Community-Treff als eine „einfache“ Anime-Messe. Dass der Samstag auch bei satten Eintrittspreisen ausverkauft war, wundert daher kaum. Wer Anime nicht nur schauen, sondern auch leben möchte, kommt hier zumindest ein Wochenende lang auf seine Kosten.

    Tipp: Das nächste Anime-Festival findet vom 27. bis 29. Oktober in Kassel statt. Mehr Infos dazu auf animefestival.de

    Kategorien: Comics

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